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Die Art und Weise wie Partner aufeinander in Belastungssituationen reagieren stellt eine relativ gute Schätzung der empfundenen Beziehungszufriedenheit dar und lässt darüber hinaus eine relativ gute Prognose zu, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass die Paare in 2-3 Jahren noch zusammen sind. Ein Grund mehr, sich die möglichen positiven und negativen Reaktionen der Partner aufeinander einmal genauer anzuschauen. Stellen Sie sich folgendes Szenario vor, dass jeder von uns kennt: Ein Partner signalisiert, dass er Unterstützung bei einem Problem braucht. Jetzt hat der andere Partner eine ganze Latte an Möglichkeiten darauf zu reagieren. Die meisten Reaktionsmöglichkeiten können Sie allerdings in den folgenden 6 Beispielen wiederfinden.
Der Partner erlebt die Unterstützung des anderen als unnötig oder belastend, auch wenn diese als notwendig eingeschätzt wird und in der Vergangenheit vielleicht auch gerne unterstützt wurde. Beispiel: „Ich gehe zwar mit meinem Partner spazieren, aber ich bin eigentlich mit den Gedanken woanders und freue mich, wenn der Spaziergang endlich vorbei ist.“ oder „Ich helfe meinem Partner bei seiner Aufgabe, aber ich ärgere mich darüber, dass er das nicht alleine hinbekommt.“
Der Partner reagiert abwertend, vorwurfsvoll, feindselig, beleidigend auf den Partner oder auf seine Bewältigungsbemühungen. „Sogar ein Schimpanse bekommt das hin!“, oder „Wärst du nicht so unorganisiert, hätten wir alle diese Probleme nicht.“
Der Partner reagiert oberflächlich, beschwichtigend, routinemäßig und ohne emotionale Beteiligung auf den Partner und hat sich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht wirklich mit dem Problem des anderen auseinandergesetzt. „So schlimm ist das ja nicht… das wird schon werden.“ oder „Ich verstehe nicht, warum du sich so aufregst.“
Der Partner bietet seine Unterstützung für eine gemeinsame Lösung des Problems an, wie zum Beispiel bei der Informationssuche oder Unterstützung bei der Aufgabe durch Aufteilung der Tätigkeit.
Der Partner übernimmt kein Teil der anfallenden Bewältigungsarbeit, unterstützt seinen Partner aber durch emotionale Anteilnahme und gegebenenfalls auch Tipps und Ratschläge. „Ich kann gut verstehen, wie du dich fühlst. Meinst du aber nicht auch, dass du die positiven Aspekte hier im Moment ausgeblendet hast?“
Der belastete Partner bittet den anderen explizit um Hilfe und erfährt so Unterstützung. Bestenfalls geht die Frage nach Hilfe auch mit einer Selbstöffnung einher. „Mir geht es heute Morgen nicht gut, da ich ziemlich schlecht geschlafen habe. Könntest du bitte den Frühstückstisch decken und zum Bäcker gehen?“
Man sieht also wie unterschiedlich Partner in Belastungssituationen aufeinander reagieren können und man kann sich ebenso leicht vorstellen, dass diese Muster zu unterschiedlichen Beziehungsverläufen führen. Es gibt nicht sehr viele Untersuchungen zu diesem Thema, aber es gibt belastbare Hinweise darauf, dass die ersten drei Bewältigungsmuster nicht zu einer glücklichen Beziehung beitragen und sich Paare mittelfristig trennen, wenn diese Muster die hauptsächliche Reaktion auf einen gestressten Partner darstellen.
Partner, die eher zu den letzten drei Reaktionen neigen, haben
Partner, die eher zu den ersten drei Reaktionen neigen, zeigen auch häufiger ungünstige Bewältigungsmuster, wie:
Ein Blick auf die Reaktionsmöglichkeiten zweier Menschen aufeinander und die Folgen dieser Reaktion verdeutlicht, wie wichtig es ist, in der Paartherapie den Blick auf Kompetenzen wie Perspektivenübernahme, Selbstaufmerksamkeit und das Verbalisieren von Gefühlen und Bedürfnissen zu lenken. Beide Partner sollten sich in diesen Kompetenzen verbessern, damit gutes Konfliktmanagement überhaupt möglich wird. Viele klassische Ansätze in der Paartherapie greifen aus diesem Grund viel zu kurz, da sie bei den Kommunikationsmustern Halt machen und die dahinterliegenden Kompetenzen außer Acht lassen.
Bild © Tiko Aramyan/shutterstock